AH Mao im NZZ-Jahresrückblick der 2021 verstorbenen Persönlichkeiten

Quelle: NZZ vom 25.12.2021

 

Hans Ruh
26. April 1933 – 27. September 2021

 

Bild: Karin Hofer / NZZ

Der Zürcher Sozialethiker Hans Ruh setzte sich sein Leben lang für die Menschen am Rande der Gesellschaft ein. Prägend war seine Arbeit für die Gossner-Mission in Ostberlin nach seinem Theologiestudium. 1965 ging er zurück in die Schweiz und leitete dort bis 1983 das Institut für Sozialethik des evangelischen Kirchenbundes. Ruh war Mitglied der Christlichen Friedenskonferenz, einer Organisation, die als fünfte Kolonne Moskaus verdächtigt wurde. Er beschäftigte sich mit Fragen, die erst viel später auf der politischen Agenda standen. Er propagierte neue Arbeitszeitmodelle, brachte ein bedingungsloses Grundeinkommen ins Gespräch oder verlangte den Ausstieg aus der Atomenergie. In Bern erhielt er ein Predigtverbot, 1983 wurde er dennoch Professor an der Universität Zürich und Leiter des Instituts für Sozialethik. 2019 sorgte er im Alter von 86 Jahren für Schlagzeilen, als er aus Protest gegen die Lohnkürzung für die Putzequipe der SBB jeweils freitags das WC im Zug von Zürich nach Bern besetzte. Hans Ruh starb im September dieses Jahres an den Folgen einer Krebserkrankung.