Ein Auge für die Schweizer Kunst

Der passionierte Kunstsammler und Museumsgründer Peter Bosshard [v/o Pathos] ist am 4. März im Alter von 75 Jahren verstorben.

Ein halbes Jahrhundert lang sammelte Peter Bosshard mit seiner Ehefrau Elisabeth Kunst aus der ganzen Schweiz. Solch lebenslanges Sammeln bedeutet, viel zu hinterlassen und damit die eigene Sterblichkeit mitzubedenken. Dass der passionierte Kunstsammler, erfolgreiche Anwalt und Museumsgründer Peter Bosshard nun am 4. März auf einer Wanderung im Alter von 75 Jahren unerwartet früh verstarb, macht mich tief betroffen.

Peter Bosshard hatte ich vor über einem Jahrzehnt anlässlich eines der legendären Kunstfrühstücke in einem privaten Schaulager kennengelernt. Eines war damals schon klar: Es war Peter Bosshard ein grosses Anliegen, Kunst nicht nur anzukaufen, sondern die Werke auch – zu Recht mit grossem Besitzerstolz – der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Sammeln bedeutete für Peter Bosshard, talentierte Künstlerinnen und Künstler in Schweizer Galerien ausfindig zu machen und sie dann über Jahre und Jahrzehnte hinweg zu begleiten. Sammeln bedeutete für ihn Fördern, und dies tat er mit einer hohen Loyalität gegenüber den ausgewählten Kunstschaffenden. Er sammelte unbeirrt von Markt und Moden.

Was mich stets beeindruckte, war sein gutes Auge; sein ausgeprägter Sinn für Qualität. 2005 sagte er gegenüber der «Handelszeitung» in seiner typisch bescheidenen Art: Sammeln bedeute, die Augen offen zu halten und zu schauen, was nach Jahrzehnten dabei herauskomme. Seit dem Beginn der Sammeltätigkeit im Jahr 1970 ist wahrhaft viel «herausgekommen», und viele wichtige Werke der Schweizer Kunstgeschichte sind in die Sammlung eingegangen. Kürzlich verfasste Peter Bosshard für die Sammlungspublikation «Von Anselm bis Zilla» eine Art Anleitung: Grosse Entdeckerlust, gepaart mit viel Disziplin, das benötige man fürs erfolgreiche Sammeln. Ihn zeichnete zudem eine ganz wesentliche Eigenschaft aus: die Verbundenheit mit Künstlerinnen und Künstlern.

Bereits 2006 brachten Peter Bosshard und seine Ehefrau ihre Sammlung in die Stiftung Kunst(Zeug)Haus ein. Zwei Jahre später zogen die Werke in ein umgebautes Zeughaus in Rapperswil-Jona: Das Kunst(Zeug)Haus genannte Museum, gleichzeitig Sammlungs- und Ausstellungshaus, ist das Lebenswerk von Peter Bosshard. Er erkannte, dass Kunst «made in Switzerland» eine eigene Plattform braucht. Seine fünfzig Jahre lang verfolgte Leidenschaft, der neuesten Kunst auf der Spur zu sein und gleichzeitig das Zusammengetragene als kulturelles Erbe aufzubewahren – das führt die Stiftung Kunst(Zeug)Haus im Sinne ihres Gründers Peter Bosshard weiter.

Peter Stohler ist seit 2013 Direktor des Kunst(Zeug)Hauses Rapperswil-Jona und hat diesen Nachruf in der NZZ am 9. März 2018 veröffentlicht.