Heidelberg, du Jugendbronnen

1.
Heidelberg, du Jugendbronnen, Zauberin am Neckarstrand,
solchen Fleck, uns warm zu sonnen, gab der Herrgott keinem Land!
Schläger schwirren, Gläser klingen, alles atmet Frohnatur,
selbst im Laub die Vöglein singen: Gaudeamus igitur!
Selbst im Laub die Vöglein singen: Gaudeamus igitur!

2.
Schäumend tosten hier die Becher, und Herrn Otto Heinrich galt’s,
der berühmter noch als Zecher, denn als Graf der schönen Pfalz.
Nur ein Burgzwerg traf’s noch besser, der ging recte gleich zum Spund,
und das größte aller Fässer schlürft› er aus bis auf den Grund!

3.
Seine Tat, so kühn gelungen, lebt im Lied unsterblich fort,
und der Sänger, der’s gesungen, ragt in Erz gegossen dort.
Schar um Schar zum Scheffelhaine wogt empor auf Waldespfad,
und «Altheidelberg, du Feine» summt’s dort oben früh und spat!

4.
Frohe Stadt, zum Unterpfande, daß dein Glück dich nicht verläßt,
grüßt uns hoch von Dachesrande ein verwegnes Storchennest!
Ei, wie han’s die lebensfrischen Weiblein sich hier gut bestellt;
geht der Storch im Neckar fischen, kommt was Lustiges zur Welt!

5.
So gedeih bei Storch und Kater, fröhliche Studentenschaft!
Brausend klingt dein Landesvater stets bei Wein und Gerstensaft!
Prosit deinem Sangesmeister, Prosit deinem großen Zwerg,
Scheffels und Perkeo’s Geister walten über Heidelberg!

Melodie: Otto Lob 1899
Text: Albrecht Graf Wickenburg 1888