O alte Burschenherrlichkeit

1.
O alte Burschenherrlichkeit! wohin bist du verschwunden?
Nie kehrst Du wieder, goldne Zeit, so froh und ungebunden!
Vergebens spähe ich umher, ich finde deine Spur nicht mehr.
O jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum!
O jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum!

2.
Den Burschenhut bedeckt der Staub, es sank der Flaus in Trümmer,
der Schläger ward des Rostes Raub, erblichen ist sein Schimmer,
verklungen der Kommersgesang, verhallt Rapier- und Sporenklang.
O jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum!

3.
Wo sind die, die vom breiten Stein nicht wankten und nicht wichen,
die ohne Moos bei Scherz und Wein den Herrn der Erde glichen?
Sie zogen mit gesenktem Blick in das Philisterland zurück.
O jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum!

4.
Da schreibt mit finsterm Amtsgesicht der eine Relationes,
der andre seufzt beim Unterricht, und der macht Rezensiones,
der schilt die sündge Seele aus, und der flickt ihr verfallnes Haus.
O jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum!

5.
Allein, das rechte Burschenherz kann nimmermehr erkalten;
im Ernste wird, wie hier im Scherz, der rechte Sinn stets walten;
die alte Schale nur ist fern, geblieben ist uns doch der Kern,
und den laßt fest uns halten, wir bleiben stets die Alten!

6.
Drum, Freunde! Reichet euch die Hand, damit es sich erneue,
der alten Freundschaft heilges Band, das alte Band der Treue.
Stosst an und hebt die Gläser hoch, die alten Burschen leben noch,
noch lebt die alte Treue, sie lebe stets aufs Neue!

Melodie: Vor 1843
Text: Eugen Höfling 1825