Programm der Wandervögel I/2003

Liebe Wandervögel

Und erstens kommt es anders… Wenn nämlich auf die Werber etwas mehr Verlass wäre, hätte ich euch im November eine völlig neue Art unseres WV-Daseins offeriert – aber eben, die entsprechenden Unterlagen kamen einen Tag zu spät. Was mit der neuen Art gemeint ist, ist schnell erläutert: als MWVA (Master of WanderVogel-Administration) hätte ich veranlasst, dass jeder von uns sich für lumpige CHF 2390.– (abzüglich Mengenrabatt) ein Kettler Atlantis Laufband bei www.sportxx.ch gekauft hätte, und als nächsten Schritt hätten wir nur noch Webmaster Lot, unseren frischgebackenen lic. oec., zum Aufbau einer geschlossenen Chatgruppe für uns überschwatzen müssen, um dann brav jeder daheim und ohne Abhängigkeit von Wetterkapriolen jeden ersten Montag gleichzeitig und miteinander tschättend die gemeinsamen Wanderungen vornehmen zu können. Stell dir vor: ein Wandervogel-Dasein ohne anschliessendes Schuheputzen!!!

Aber solange wir noch e-mailophobe Mitglieder haben und Guignol sich hartnäckig weigert, die Bude für mindestens 20 Laufbänder herzurichten (die Alternative der Installation auf Perron 1 in Schaffhausen, um unserem Fernweh etwas entgegen zu kommen, ist ja aus Platzgründen seit dem Umbau auch nicht mehr möglich), um so alternativ und frei von Elektronik ein Zusammengehörigkeitsgefühl auf Laufbändern zu entwickeln, müssen wir dieses Projekt wohl zurückstellen. Dabei hätte ich mich doch glattweg wegrationalisieren können!!

Schon das Wort Atlantis im Produktenamen hatte bei mir als verkapptem 68er eine wohlige und für besagte Zeitgenossen bekanntlich lebensnotwendige Untergangsstimmung erzeugt, der ich beinahe erlegen wäre. Aber eben nur, wenn wider Erwarten auf die Werbefritzen Verlass gewesen wäre. Und da einige von uns offenbar immer noch freiwillig bereit sind, selber einen Wandertag zu gestalten (ich betone für diejenigen, die am 4. November nicht dabei waren, dass ich ohne Anwendung von Gewalt Kandidaten für das erste Halbjahr 2003 zusammentrommeln konnte), bleiben wir halt vorläufig beim bisherigen Verfahren und treffen uns monatlich an wechselnden Startpunkten und riskieren damit, dass wir gelegentlich den 50. Wandervogeltag ähnlich wie den 25. feiern müssen.

Doch vorher lass mich dir und den deinen ganz herzlich schöne Festtage wünschen und zum neuen Jahr die besten Wünsche (auch) für viele schöne Wanderkilometer anfügen. Zur körperlichen Ertüchtigung steht uns im nächsten Halbjahr ein reichhaltiges und vielseitiges Programm zur Verfügung, wie die nachstehende Liste samt Beilagen zeigt. Dabei weise ich darauf hin, dass in diversen Einladungen noch die alten Fahrplanangaben enthalten sind. Drum prüfe… Jeder ist selber dafür verantwortlich, dass er den jeweiligen Treffpunkt rechtzeitig erreicht und auch wieder heimkommt.

Di, 07.01.03: Über den Üetliberg zum Albispass

Treffpunkt Zürich HB 10.30 Uhr vor Gleis 2. Leitung Piano. Das fängt ja gut an: schon gleich zum Start ins neue Jahr weichen wir vom Montag auf Dienstag aus. Aus technischen Gründen liess sich dies nicht vermeiden. Gleichzeitig kommen wir dadurch um die schwierige Situation herum, aus unserer Mitte kauend einen König bestimmen zu müssen, was uns Republikanern doch ausgesprochen schwer fiele, auch wenn das Verfahren wenigstens keine Nachzählung auslösen sollte. So stürmen wir denn ungekrönt Zürichs ebensolchen Hausberg (nicht einmal die Beiz heisst «Krone») weitgehend mit dem Bähnli und nehmen einen je nach Wetterlage und Höhe der Schneeverwehungen längeren oder kürzeren Weg unter die Füsse. Beim Dessert ist Zurückhaltung angebracht, da wir nachher kräftiger marschieren müssen als vorher, und ihr wisst ja: ein gefüllter Bauch marschiert nicht gern!

Mo, 02.02.03: AAREWEG Döttingen – Böttstein – PSI

Treffpunkt Bahnhof Döttingen-Klingnau AG 10.40 Uhr. Leitung Jux. Eine Wanderung speziell für Flachlandindianer und Atomphysiker. Anstelle des Pfeilköchers ist ein Geigerzähler zu empfehlen. Und nach dem Besuch beim mir bisher persönlich unbekannten Paul Scherrer dürfte es sich lohnen, daheim gründlich zu duschen – wir wollen ja nicht, dass unsere Asche dereinst in Sellafield wiederaufbereitet werden muss. Offen bleibt, wie weit sich die Grundlagenforschung im Bereich Beschleuniger auf unsere künftigen Wanderungen auswirkt. Ob künftig der Stundenhalt gestrichen oder das Marschtempo verdoppelt wird? Mir schwant Unheil…

Mo, 03.03.03: Wanderung von Lehen zu den Ritterschlössern

Treffpunkt Bahnhof Schlatt TG 09.20 Uhr. Leitung Sancho. Wer will, darf selbstverständlich in mittelalterlicher Rüstung erscheinen, doch sind Fischerstiefel diesmal wohl die bessere Ausrüstung, gilt es doch, im Kundelfingerhof eine grosse Forelle zu fangen. Brot, um sie dann einzuklemmen, wird daselbst offenbar auf Wunsch abgegeben. Ab Schloss Schwandegg wird die Fahrplangestaltung schwierig, denn bekanntlich «sind erhaben ob Raum und Zeit die Ritter von der Gemütlichkeit». Trotz allem werden wir wohl das Ziel in Unterstammheim und die eigenen vier Wände wieder erreichen; wir haben ja fünf Wochen Zeit bis zur nächsten Wanderung.

Mo, 07.04.03: Über den Randen von Süd nach Nord

Treffpunkt Schalterhalle Bahnhof Schaffhausen 08.55 Uhr. Leitung Smile. Das Streckenprofil ähnelt einer Alpenetappe der Tour de Suisse; auch wenn die Höhenunterschiede humaner sind, lohnt es sich also, vorher kräftig zu trainieren. Ob Spitz angesichts des bekanntesten Spenders (ein gewisser Christoph, der beruflich der Alchemie huldigt und ganzjährig als hemdsärmlig bezeichnet werden kann) auf den Beringer Randenturm steigt oder aus Protest unten bleibt, wird sich weisen. Beim Mittagessen empfiehlt der Wanderleiter, brav beisammen im «Frieden» zu bleiben, denn draussen ist die Gefahr, einem Leu zu begegnen, nicht zu unterschätzen. Andere Raubkatzen dagegen sind im Dorf kaum zu befürchten. Und nachher geht’s erneut bergauf. Spätestens im Gmaandhuus sind die Strapazen aber wieder einmal überstanden und ein Schlusskantus fällig.

Mo, 05.05.03: BESENBUMMEL!!! Zum Sempachersee und zur Vogelwarte

Treffpunkt Bahnhof Oberkirch LU 09.32 Uhr. Leitung Pascha. Wir Schaffhauser gehen natürlich mit gemischten Gefühlen in die Nähe des Schlachtfeldes, auf dem unsere Ahnen auf der falschen Seite standen. Kein Wunder, dass wir diese Stätte links liegen lassen und uns lieber dorthin begeben, wo wir Wander- andern Vögeln begegnen; ein Verwandtenbesuch sozusagen, der unser wartet. Und Pascha hat es auf seiner Einladung bereits angetönt: es ist den Besen dringend zu raten, lange Beinkleider zu tragen. So erschweren sie Freund Adebar den berühmten Zwick in die Wade mit den bekannten Folgen für die Übervölkerung der Erde.

Mo, 02.06.03: Von Aquae Helveticae nach Vindonissa

Treffpunkt Hauptbahnhof Baden AG 09.15-09.30 Uhr. Leitung Censor. Man beachte bitte den Begriff Hauptbahnhof; dieser ist so gross, dass glatt eine Viertelstunde vorgesehen ist, um einander auch zu finden. Eine Zeitreise rund 2000 Jahre zurück wird uns heute offeriert, wobei uns der Weg von römischen Hygieneeinrichtungen weg zum Blick aufs Wasserschloss (mit oder ohne Schlossgespenst) führt. Und wenn einer glaubt, dass wir schon beim Mittagessen die Kurve zurück in die Gegenwart kriegen, täuscht er sich: auch nachher wird vorwiegend lateinisch parliert. Wetten, dass wir Wandervögel auf römischen Strassen mit einer grossen Kohorte ins Legionärslager einfallen. Wehe den alten Römern… und denjenigen, die ihre Wandervorschläge für die zweite Jahreshälfte nicht mit dabei haben.

Mit herzlich rot-weiss-grünen Grüssen

Euer Tardo