Liebe Wandervögel
Vorerst – schon damit ich es nicht vergesse – wünsche ich euch allen ein frohes Weihnachtsfest (mit einem Ersatzschuhbändel in Goldlamé-Verpackung darunter) und ein glückliches neues Jahr. Auch im kommenden Jahr wollen wir uns auf die (roten) Socken machen, auch wenn wir vorerst eine herbe Enttäuschung zu verkraften haben: das IOC hat es mit fadenscheinigsten Gründen abgelehnt, die Sportart «Wandern» bereits 2004 in die olympischen Disziplinen aufzunehmen. So trainieren wir eben vorläufig ohne Hoffnung auf Goldmedaillen, damit wir dann 2008, wenn wir wieder eine Chance haben, doch gut gerüstet dabei sein können. Und da wie befürchtet keiner aus unseren Reihen in den Bundesrat gewählt wurde, hat auch keiner eine zusätzliche fadenscheinige Ausrede fürs Nichterscheinen. Für das erste Halbjahr kann ich eine bunte Palette von Wanderungen ankündigen, wie aus der nachstehenden Liste unschwer hervorgeht. Die Fahrplanangaben der einzelnen Detailwanderbeschreibungen sind dem alten Fahrplan entnommen und deshalb mit Vorsicht zu geniessen. Ein jeder prüfe daher…
Mo, 05.01.04: Vom Zürcher Zoo nach Schlieren
Treffpunkt Tramstation Zoo Zürich, 10.30 Uhr. Leitung: Piano. Der Weihnachtsspeck muss weg! Bevor wir aber damit ernsthaft beginnen, nehmen wir uns Zeit, uns gegenseitig ein glückliches und sorgenfreies Wanderjahr 2004 zu wünschen. Und dann machen wir etwas, was dem Schaffhauser Ego immer gut tut: wir schauen wie letztes Jahr auf Zürich und damit auf die Zürcher hinunter… Im Irchelpark heisst es dann dreimal tief durchatmen, um wenigstens etwas von der Uni-Luft mitzubekommen, die uns ansonsten doch so abgeht. Wer dagegen auf dem Milchbuck die entsprechende Fauna erwartet, täuscht sich gewaltig – weit und breit sind höchstens zweibeinige Rindviecher zu sehen. Am Nachmittag zollen wir unseren eis(en)zeitlichen Vorfahren Tribut, ohne einen Kranz niederzulegen. Eine Gedenkminute ist aber drin! Und schliesslich gedenken wir des Schlieremer Wahrzeichens, des Gaswerks, bevor uns der Stalldrang wieder packt.
Mo, 02.02.04: Von Neuhausen nach Rheinau und dem Rhein entlang nach Dachsen
Treffpunkt Schalterhalle SBB Schaffhausen, 09.00 Uhr. Leitung: Tardo. Eine Flachetappe vor unserer Haustüre. Man kann das barocke Juwel Rheinauer Klosterkirche – ein Unikum im zwinglianischen Zürich – nicht einfach beiseite lassen; man muss es einfach einmal gesehen haben. Auch weil unser romantischer Dichter Josef Victor Scheffel (das «von» kam erst später dazu), dem wir etliche herrliche Studentenlieder verdanken, einmal hier Klosterschüler war – und vernünftigerweise floh! So ist doch noch etwas Ordentliches aus ihm geworden. Der Cantusmagister möge diesem Umstand Rechnung tragen. Da haben wir also die Kelten, den Klerus (na ja), den Romantiker und Vater Rhein auf engstem Raum – das muss man einfach gesehen haben. Identitätskarte nicht vergessen!
Mo, 01.03.04: Siblingerhöhe – Beggingen – Schleitheim
Treffpunkt Bushof Schaffhausen 09.20 Uhr. Leitung: Hampel. Hinderem Rande häts au Lüüt! Dies zu prüfen rücken wir dieses Mal aus. Und zumindest in einem Punkt scheint die Aussage ja zu stimmen: ein Koch mit sonnigem Gemüt scheint jedenfalls vorhanden zu sein. Wir wollen ihm ein Ständchen bringen. «Es zogen auf sonnigen Wegen…» drängt sich geradezu auf. Für Füsel (man nehme das Wort Pfnüsel und lasse etliche Konsonanten weg) sei das Gelände mit wehmütigen Erinnerungen verbunden, wie man so hört – es bleibt nur zu hoffen, dass uns Petrus nicht auch Füselwetter beschert (sonst addieren wir die diversen Buchstaben eben wieder dazu). Und schliesslich wollen die berühmten Schlaatemer Rickli auch einmal vor Ort gekostet werden.
Mo, 05.04.04: Von Birmensdorf (ZH) nach Bremgarten (AG)
Treffpunkt Station Birmensdorf 09.20 Uhr. Leitung: Smile. Hand aufs Herz: wer kennt schon Wuliken oder den Löffler, Lieli oder Zufikon-Oberdorf? Ein völliger unbekannter Teil unseres lieben Vaterlandes (die Wortwahl passt doch bestens zur neuen Zusammensetzung des Bundesrates) wartet auf uns. In Bremgarten stürzen wir uns ins Grossstadt-Getümmel. Und auch wenn uns ein Walliser führt: Bremgarten gehört zur «Üsserschwyz»! Mit Wölfe jagenden Schneepflügen ist also nicht zu rechnen. Da wir in den ehemalig habsburgischen Stammlanden sind, ist KuK vorgesehen – ob auch Kaiserschmarren angeboten werden, wird sich weisen.
Mo, 03.05.04: Naturpark obere Donau
Treffpunkt in der Bahn nach Stuttgart ZH ab 07.13/SH ab 07.51. Leitung: Jux. Mit den Munoten ist es so eine Sache: als Aktive halten sie Ausschau nach (fast) jedem Rock, und im fortgeschritteneren Alter wandelt sich dies offenbar in eine gewisse Affinität zu Barock und Ro(c)koko. Nur so jedenfalls lässt sich aus meiner Sicht die hohe Kadenz von Klosterbesuchen erklären. Bleibt zu hoffen, dass wir keine Wandervögel an die Klosterbrüder verlieren – Anzeichen davon gab es ja schon! Zum Mittagessen gibt’s sicher Knöpfle, aber wohl grosskalibrige, sonst müssten wir das Berggasthaus umtaufen. Anmeldeschluss 15. April beachten, ID-Card und jede Menge Euros nicht vergessen.
Mo, 07.06.04: Hohenhewen
Treffpunkt Bahnhofhalle DB Schaffhausen 08.55 Uhr. Leitung: Hecht. Wenn ein Fisch, der doch in tiefen Gewässern vermutet wird, uns auf höchste Hegauhöhen (mit Lokalkolorit -hewen) führt, muss es schon etwas Besonderes sein. Und auch wenn der Marschbefehl noch lückenhaft ist – ich spüre hier stirnrunzelnd etwas Aufmüpfigkeit gegen die Terminvorgabe für das Abliefern heraus – wir lassen uns dadurch nicht vom Kommen abhalten. Wieder sind die Identitätskarte und etliche Eurosse (Eurösser? im Duden ist das noch nicht abschliessend geregelt) sinnvollerweise mitzunehmen. Anmeldeschluss 20. Mai nicht verpassen!
Mit herzlich rot-weiss-grünen Grüssen
Euer Tardo
In eigener Sache: Nach reiflicher Überlegung und gedrängt von diversen Wandervögeln habe ich mich entschieden, dass dieser Aussand der letzte ist, der einfach aus meiner Tasche berappt wird. Die Auflage ist in den letzten paar Jahren derart angestiegen, dass sich meine Porto- und Kopierkosten rascher als die Krankenkassenprämien nach oben bewegten – ein langsam unhaltbarer Zustand. Ich lege deshalb einen Einzahlungsschein bei und bitte jeden, CHF 10.– gelegentlich einzuzahlen, um die künftigen Unkosten mitzutragen. Allfällige Aufrundungen fallen in diesen Topf und nicht in mein Ferienbudget, das es zwar auch dringend nötig hätte. Bitte zahlt nicht am Postschalter ein – sonst bleibt mehr als 10 % bei Postfinance hängen, was ja nicht ganz im Sinne des Erfinders ist. Ich gehe davon aus, dass sich auf diese Weise die Kosten für mindestens zwei Jahre decken lassen, und auch wenn ich intern eine Kontrolle führe, vermute ich, dass wir auch künftig ohne die Wahl eines Revisorenteams auskommen (sonst schlage ich Arthur Andersen vor, die können das bekanntlich sehr gut…) und weiterhin keine vereinsrechtlichen Strukturen brauchen. Ich zähle auf euer Verständnis und auf eure Spendenfreudigkeit.