Programm der Wandervögel II/2003

Liebe Wandervögel

Unsere Kolonnen haben sich ja im Verlaufe der vergangenen Jahre erfreulich verdichtet bezw. in die Länge gezogen. Damit riskieren wir mittlerweile, beim Durchqueren von Ortschaften unter dem Begriff «unbewilligte Demonstrationen» eingereiht zu werden. Aus aktuellem Anlass bitte ich daher dringend darum, wenigstens das bei derartigen Anlässen üblicherweise herrschende Vermummungsverbot strikte einzuhalten, um die Chance, von der heiligen Hermandad unbehelligt zu bleiben, wenigstens marginal zu erhöhen. Bei extremen Wetterbedingungen darf der jeweilige Wanderleiter allenfalls Ausnahmen bewilligen. Im Übrigen ist es mir dank meinem langsam verblühenden Charme wiederum gelungen, genügend Wanderleiter zu rekrutieren, so dass wir dem zweiten Halbjahr 2003, wie die nachfolgenden Zeilen zeigen, getrost entgegen blicken können. Bereits sind auch schon erste provisorische Reservationen für spätere Daten eingegangen. Einer Versteigerung der Wanderdaten 2004 zum Wohle meines Geldbeutels sehe ich deshalb getrost entgegen. Und ohne Beilagen geht es einfach kaum mehr: dieses Mal hat Hecht zwei Liedertexte und eine ellenlange Sammlung von Liedern zusammengestellt, damit uns die Melodien nicht so rasch ausgehen und der Papierverbrauch in der Schweiz nicht völlig zusammenbricht. Selbstverständlich wird bei neuen Mitgliedern unseres erlauchten Kreises künftig eine peinlich genaue Prüfung der gesanglichen Fähigkeiten vorgenommen, um das Niveau nicht zu gefährden. Und auch für die Freunde der Wanderkarten-Historie ist etwas dabei. Für die nähere Zukunft sind mit oder ohne neue Kandidaten folgende Wanderungen geplant:

Mo, 07.07.03: Hemishofen – Büsingen

Treffpunkt 08.15 Schalterhalle Bahnhof Schaffhausen. Leitung Quax. «Pack die Badehose ein» lautet unser heutiges Motto, das auch geträllert werden kann. Wir bewegen uns entlang des geliebten Vaters Rhein. Trotz allem rate ich davon ab, bereits ab Hemishofen die Schwimmflossen an den Füssen zu tragen. Dank der Zugehörigkeit unseres heutigen Wanderleiters zur landed gentry im Freistaat Exklavingen können wir daselbst aus dem Rucksack verpflegen und uns auch schwimmenderweise vergnügen. Die Wassertemperaturen sollten dies durchaus erlauben. Eine Ersatztube Sonnencreme mitzunehmen ist empfehlenswert. Für andere Creme samt K.u.K. ist offenbar auch gesorgt – was, liebe Wandervögel, wollen wir noch mehr!!!

Mo, 04.08.03: Munotbesichtigung und Nostalgietour rund um die Bude

Treffpunkt Schalterhalle Bahnhof Schaffhausen 09.00 Uhr. Leitung Ajax. Es ist an der Zeit, dass wir die Eingeweide unseres Namensgebers endlich unter kundiger Führung kennen lernen. Mit bergmännischer Ausrüstung (Helmlampe etc.) sollte der Anlass zu einem Highlight werden. Auf der Munotzinne angekommen, vermissen wir höchstens die Besen, um eine Quadrille hinzulegen – dem kann bald abgeholfen werden, siehe nächster Anlass. Bei zweimaliger Schifffahrt über den (Munotentauf-)strudel, dem Mittagessen im Paradies und dem Ausklang in der Bude lässt sich gut in Erinnerungen schwelgen. Neu ist wohl für jeden von uns, dass das «Burschen heraus» auch bei Tageslicht über den Rhein geschmettert werden kann – soo spät begannen wir unseren Heimweg damals trotz allem nicht. Ob das Echo bei Tageslicht auch so schön klingt?

Mo, 16.08.03 ca. 18 Uhr: COULEURIKERABEND AUF DEM MUNOT

Verschiebedatum 23.8. Leitung Kantivereinspräsident Goliath KTV. Die (hoffentlich) fehlerfreie Quadrille in Couleur kann nun doch noch gezeigt werden. Es ist ratsam, deshalb (nur) einen Besen mitzuführen. Der Anlass wird deshalb für alle Wandervögel zur Pflicht erklärt. Tenue: Couleur, Kittel und Krawatte. Die detaillierte Einladung folgt später.

Mo, 01.09.03: Kriegerische Ereignisse an der Grenze zum heutigen Schaffhauser Gebiet anfangs des 19. Jahrhunderts

Leitung Trapper. Das detaillierte Programm wird später separat versandt. Vorläufig aber eine Zusammenfassung, um euch alle gluschtig zu machen: Treffpunkt Diessenhofen, Wanderung über den Rodenberg zum «Generalstand», von wo aus angeblich Gen. Lecourbe die Aktionen vom 30.4./1.5.1800 inkl. die Überquerung des Rheins oberhalb Hemishofen mit 10’000 Mann unter Gen. Moreau (wohl dem Ururgrossvater der Jeanne) leitete. Brückenbauer war Oberst Denon – schon wieder so ein Ururgrossvater! Das Datum lässt vermuten, dass damals noch keine Maifeiern/-krawalle in Zürich abgehalten wurden – auch die Zürcher Singstudenten haben damals noch nicht vom Lindenhof herab den Mai eingesungen. Wir Ururenkel wandern (ohne Waffen, aber vielleicht singend) weiter nach Etzwilen zum Mittagessen und fahren dann zurück nach Hause.

Mo/Di, 29./30.09.03: In den Nationalpark

Treffpunkt 06.30 Bahnhofhalle Schaffhausen. Leitung Jux. Während die Russen die Oktoberrevolution im November feiern, halten wir Gegensteuer: bei uns findet der Oktober bereits im September statt. Ein Novum ist auch der zweitägige Ausflug – nichts für Leute, die Heimweh nach dem eigenen Kopfkissen bekommen. Und da die Plätze unter den Zernezer Innbrücken bereits langfristig an (andere) Clochards vermietet sind, lohnt es sich, das Anmeldeformular rechtzeitig vor dem 1.9.03 an Jux zu senden. Nur so lassen sich röhrende Hirsche und Eisenerzgruben mit Genuss betrachten. Der Ausflug ist nur für diejenigen ein Genuss, die zwei Tage hintereinander vor dem Mittagessen aus den Federn steigen wollen, ganz nach dem Slogan: early bird meets Bartgeier.

Mo, 03.11.03: Auf den Spuren des Volksdichters Jakob Stutz

Treffpunkt Wila 09.50 Uhr. Leitung Quader – literaturwissenschaftliche Leitung Spitz. Um sämtliche Zweifel zu beseitigen: Jakob, nicht Gottfried, steht heute im Zentrum. Unser Ausflug mit gleich zwei Häuptlingen (wenn das nur gut geht!) wird hoffentlich genügend Fussvolk anziehen, damit wir das «Lokal der besonderen Art» auch füllen. Liegt es an der Gegend oder am Wanderleiter, dass dieser Begriff schon wieder auftaucht – letztes Mal waren es die Schulbänke, die uns in nostalgische Stimmung brachten. An Salat(-ähnlichem) kann es im «Heubode» ja nicht fehlen – alles Übrige wird sich weisen. Dass wir bei der Jakobszelle bereits müde und matt sind, weil wir bereits etliche Iso-(na ihr wisst schon) von unten nach oben überquert haben, ist auf der Landkarte bereits verzeichnet. Und die nächste Beiz nennt selber glatt einen Berg gleichen Namens ihr Eigen und liegt auch dort oben. Da bleibt aus der Sicht des literarischen Häuptlings nur zu hoffen, dass auch die Meringues als Berge gelten können.

Mo, 01.12.03: Auf dem Jakobsweg, Teil C. Münchwilen – Fischingen

Treffpunkt Münchwilen 09.20 Uhr. Leitung Spitz. Wir verzichten auch dieses Mal auf die sonst bei Jakobspilgern üblichen schweigenden Wanderungen, d.h. es darf weiterhin leb- und ernsthaft geschwatzt werden. Auch wenn wir keine Parlamentarier sind: wo kämen wir denn hin, wenn das verboten würde… Die Liederwahl in der «Sonne» muss aber wohl etwas dem Ernst der heutigen Wanderung und der Lage des Lokals angepasst werden – unser CM wird’s schon richten; als ehemaliger Abt kennt er die einschlägigen Notenblätter. Trotz kurzer Wanderung empfiehlt es sich, die wunden Füsse ins berühmte Loch zu stecken – dies soll auch prophylaktisch wirken, denn man weiss ja nie, was nächstes Jahr auf uns wartet…

Mit herzlich rot-weiss-grünen Grüssen

Euer Tardo