Crambambuli

1.
Krambambuli, das ist der Titel
des Tranks, der sich bei uns bewährt;
er ist ein ganz probates Mittel,
wenn uns was Böses widerfährt.
Des Abends spät, des Morgens früh
trink ich mein Glas Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!
Des Abends spät, des Morgens früh
trink ich mein Glas Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

2.
Bin ich im Wirtshaus abgestiegen
gleich einem grossen Kavalier,
dann lass ich Brot und Braten liegen
und greife nach dem Pfropfenziehr,
dann bläst der Schwager tantari
zun einem Glas Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

3.
Reisst mich’s im Kopf, reisst mich’s im Magen,
hab ich zum Essen keine Lust,
wenn mich die bösen Schnupfen plagen,
hab ich Katarrh auf meiner Brust:
was kümmern mich die Medici?
Ich trink mein Glas Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

4.
Ist mir mein Wechsel ausgeblieben,
hat mich das Spiel labet gemacht,
hat mir mein Mädchen nicht geschrieben,
ein’n Trauerbrief die Post gebracht:
dann trink ich aus Melancholie
ein volles Glas Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

5.
Ihr dauert mich, ihr armen Toren,
ihr liebet nicht, ihr trinkt nicht Wein:
zu Eseln seid ihr auserkoren,
und dorten wollt ihr Engel sein,
sauft Wasser, wie das liebe Vieh,
und meint, es sei Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

6.
Wer wider uns Krambambulisten
sein hämisch Maul zur Missgunst rümpft,
den halten wir für keinen Christen,
weil er auf Gottes Gabe schimpft,
ich gäb ihm, ob er Zeter schrie,
nicht einen Schluck Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

Melodie: Volksweise des 18. Jahrhunderts
Text: Nach Christoph Friedrich Wedekind 1745