Pressespiegel
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Robinsons Erbe wird in Rapperswil bewahrt
Zum 300-jährigen Bestehen der «Abenteuer des Robinson Crusoe» widmet die NZZ in ihrem Artikel vom 12. Januar 2019 folgenden Text der Sammlung von Peter Bosshard olim Pathos.
Die wohl umfassendste Robinsonaden-Bibliothek weltweit mit rund 4000 Werken in mehr als 50 Sprachen befindet sich in Rapperswil. Das grösste Juwel ist eine Zweitauflage des 1719 erschienenen zweiten Teils von Daniel Defoes Original-«Robinson». Daneben gibt es Kunst- und Bastelbücher, Schallplatten, Filme, Theaterstücke, Spiele und Puzzles mitten im Rapperswiler Kunst(zeug)haus, öffentlich zugänglich und von der Archivarin Maria Wüthrich minuziös katalogisiert (www.kunstzeughaus.ch).
Die bemerkenswerte Sammlung ist Peter Bosshard zu verdanken, einem international tätigen Wirtschaftsanwalt. Aufgewachsen in Schaffhausen als Sohn eines Buchhändlers und Antiquars, trug Bosshard mit seiner Frau Elisabeth etwa 6000 Werke von 500 Kunstschaffenden in der Schweiz zusammen und gründete 2006 das Kunst(zeug)haus in Rapperswil-Jona.
Zwei Seelen wohnten jedoch in seiner Sammlerbrust. Wie schon seinen Vater, dessen Kollektion er in den 1980er Jahren übernahm, faszinierten ihn Abenteuerromane wie «Onkel Toms Hütte», «Die Schatzinsel» oder «Robinson Crusoe», wobei er sich auf den letztgenannten schliesslich spezialisierte.
300 Jahre Robinson hätten für die Tourismusstadt Rapperswil zu einem Event mit internationaler Ausstrahlung werden können, nicht bloss mit einem Programm rund um die Bibliothek, sondern mit einem Robinson-Freilichtspiel oder -Musical auf der Zürichseeinsel Lützelau, die der Stadt gehört. Doch es fehlte die treibende Kraft, nachdem Peter Bosshard im März 2018 mit 75 Jahren einem Herzinfarkt erlegen war. Hinzu kam ein Direktionswechsel am Kunst(zeug)haus. Das liess die grossen Träume platzen.
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Ein Auge für die Schweizer Kunst
Der passionierte Kunstsammler und Museumsgründer Peter Bosshard [v/o Pathos] ist am 4. März im Alter von 75 Jahren verstorben.
Ein halbes Jahrhundert lang sammelte Peter Bosshard mit seiner Ehefrau Elisabeth Kunst aus der ganzen Schweiz. Solch lebenslanges Sammeln bedeutet, viel zu hinterlassen und damit die eigene Sterblichkeit mitzubedenken. Dass der passionierte Kunstsammler, erfolgreiche Anwalt und Museumsgründer Peter Bosshard nun am 4. März auf einer Wanderung im Alter von 75 Jahren unerwartet früh verstarb, macht mich tief betroffen.
Peter Bosshard hatte ich vor über einem Jahrzehnt anlässlich eines der legendären Kunstfrühstücke in einem privaten Schaulager kennengelernt. Eines war damals schon klar: Es war Peter Bosshard ein grosses Anliegen, Kunst nicht nur anzukaufen, sondern die Werke auch – zu Recht mit grossem Besitzerstolz – der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Sammeln bedeutete für Peter Bosshard, talentierte Künstlerinnen und Künstler in Schweizer Galerien ausfindig zu machen und sie dann über Jahre und Jahrzehnte hinweg zu begleiten. Sammeln bedeutete für ihn Fördern, und dies tat er mit einer hohen Loyalität gegenüber den ausgewählten Kunstschaffenden. Er sammelte unbeirrt von Markt und Moden.
Was mich stets beeindruckte, war sein gutes Auge; sein ausgeprägter Sinn für Qualität. 2005 sagte er gegenüber der «Handelszeitung» in seiner typisch bescheidenen Art: Sammeln bedeute, die Augen offen zu halten und zu schauen, was nach Jahrzehnten dabei herauskomme. Seit dem Beginn der Sammeltätigkeit im Jahr 1970 ist wahrhaft viel «herausgekommen», und viele wichtige Werke der Schweizer Kunstgeschichte sind in die Sammlung eingegangen. Kürzlich verfasste Peter Bosshard für die Sammlungspublikation «Von Anselm bis Zilla» eine Art Anleitung: Grosse Entdeckerlust, gepaart mit viel Disziplin, das benötige man fürs erfolgreiche Sammeln. Ihn zeichnete zudem eine ganz wesentliche Eigenschaft aus: die Verbundenheit mit Künstlerinnen und Künstlern.
Bereits 2006 brachten Peter Bosshard und seine Ehefrau ihre Sammlung in die Stiftung Kunst(Zeug)Haus ein. Zwei Jahre später zogen die Werke in ein umgebautes Zeughaus in Rapperswil-Jona: Das Kunst(Zeug)Haus genannte Museum, gleichzeitig Sammlungs- und Ausstellungshaus, ist das Lebenswerk von Peter Bosshard. Er erkannte, dass Kunst «made in Switzerland» eine eigene Plattform braucht. Seine fünfzig Jahre lang verfolgte Leidenschaft, der neuesten Kunst auf der Spur zu sein und gleichzeitig das Zusammengetragene als kulturelles Erbe aufzubewahren – das führt die Stiftung Kunst(Zeug)Haus im Sinne ihres Gründers Peter Bosshard weiter.
Peter Stohler ist seit 2013 Direktor des Kunst(Zeug)Hauses Rapperswil-Jona und hat diesen Nachruf in der NZZ am 9. März 2018 veröffentlicht.
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Lebendige Traditionen
Das Projekt «Lebendige Traditionen» des Bundesamtes für Kultur BAK dokumentiert Schweizerische Traditionen verschiedenster Arten wie Musik und Tanz, Brauchtum und Feste oder traditionelles Wissen. Für den Kanton Schaffhausen wurden unter anderem das Weidlingsfahren und die Munotbälle portraitiert – Traditionen, die wir in der Verbindung gerne und oft pflegen.
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Der traditionell gebaute Weidling lebt
Publiziert am 7. Januar 2017 in den Schaffhauser Nachrichten
Von Alfred WügerZum ersten Mal baut Urs Kohler einen Motorweidling. Bisher wurden in der Werkstatt nur Stachelweidlinge hergestellt. Was es braucht, um ein neues Modell zu entwickeln, zeigte der passionierte Weidlingfan vor Ort.
Weidlingbauer Urs Kohler arbeitet in seiner Werkstatt in Thayngen gegenwärtig am Modell für seinen ersten Motorweidling. Bilder: Michael Kessler Draussen liegt Schnee, und drinnen in der Werkstatt ist es zugig und so kalt, dass Weidlingbauer Urs Kohler nicht nur die Faserpelzjacke angezogen, sondern sich auch noch eine wollene Zipfelmütze aufgesetzt hat. Und so weit, wie der Winter vom Stacheln und Sich-auf-dem-Rhein-treiben-Lassen entfernt ist, so weit ist auch das Sperrholzmodell auf den Arbeitsböcken vom fertigen Weidling entfernt. Denn das, woran Urs Kohler momentan arbeitet, ist die Hilfskonstruktion, die er für die Herstellung seines ersten Motorweidlings braucht. Bisher wurden in der Werkstatt einzig Stachelweidlinge hergestellt, und wer mit Urs Kohler spricht, merkt schnell, dass sein Herz nicht für Schiffe mit Benzinmotoren schlägt. Aber: Kundenwunsch ist Kundenwunsch. «Dieses Jahr werden wir auf Bestellung vier Motorweidlinge und vier Stachelweidlinge bauen.»
Ein Modell und viel Gefühl
Weil nun ein Motorweidling etwas grösser ist als ein Stachelweidling, braucht Urs Kohler ein Modell, nach dem er dann den Prototyp baut. «Bei einem Motorweidling ist alles ein wenig anders als beim Stachelweidling. Die Bordwand ist etwas steiler, und das Boot ist insgesamt etwas breiter.»
Zunächst hat Urs Kohler den Weidling gezeichnet, dann die Spanten gemacht und schliesslich das Modell aus Sperrholz gefertigt. «Ich muss das Schiff, das ich bauen will, sehen», sagt Kohler, «damit ich mit dem Gefühl weiter an der Form arbeiten kann, die vielleicht auf dem Papier ganz gut aussah.» So wie der Prototyp werden dann alle Motorweidlinge, die Urs Kohler baut, aussehen. «Nach dem Modell stelle ich Schablonen her, und diese wiederum dienen dann dazu, die Bretter, die es für das Schiff braucht, zuzuschneiden.»
Der Bau eines Weidlings erfordert viel Augenmass. Und auch das Modell, nach dem die Schablonen für die Einzelteile hergestellt werden, muss präzis gehobelt werden. Das Holz, das Urs Kohler verarbeitet, kommt aus Wilchingen, von der Sägerei Hedinger. «Es sind Tannenbretter, etwa drei Zentimeter dick und zehn Meter lang, zwei, drei Jahre gelagert.» Dann wird zugesägt, gehobelt, und wenn es fertig ist, wird das Holz im sankt-gallischen Waldkirch mit einer Borsalzlösung druckimprägniert, und dann ist es bereit zur Verarbeitung. Diese Druckimprägnierung schützt das Holz vor Fäulnis, ansonsten aber braucht ein Weidling, so Urs Kohler, kaum Pflege. «Auch wenn er im Winter im Wasser bleibt, ja selbst wenn das Wasser im Innern gefriert, macht das gar nichts», sagt der Fachmann, fügt aber hinzu: «Wichtig ist, dass man den Weidling im Frühling herausnimmt und ganz gründlich reinigt und vor allem im Innern, an Stellen, wo sich Moos ansetzen kann, dieses entfernt, damit das Holz nicht fault.»
Rituale rund ums Weidlingfahren
Diese Reinigungsarbeit sei auch immer ein geselliges Ereignis, sagt Urs Kohler und spricht damit die emotionale Seite des Weidlingfahrens an. Schon wegen der paar Hundert Kilo, die ein solches Boot auf die Waage bringt, ist es sinnvoll, es an Land mithilfe von Kollegen zu bewegen. «Das ist ein Ritual.» Ein Schiff sei etwas Archaisches, sagt Urs Kohler, viele hätten daran eine grosse Freude. «Und Arbeiten wie Auswassern, Putzen, das Streichen des Unterbodens mit Kupfer gegen den Pflanzenbewuchs, das Einwassern, all das gehört einfach zum Weidlingfahren.»
Die Tradition ist Urs Kohler wichtig. Und im Weidlingbau bedeutet Tradition eben das Verwenden von Massivholz. «Natürlich könnte ich auch, wie die Konkurrenz aus Österreich, geleimte Dreischichtplatten verwenden. Ich habe sogar meinen eigenen Weidling auf diese Weise gebaut, aber ich will das auf keinen Fall hier bei uns einführen. Ich will bei unserer Bauweise bleiben.» Ja, die Schiffe aus Österreich seien um rund die Hälfte günstiger, räumt Urs Kohler ein, aber er könne nicht sagen, wie es um die Haltbarkeit bestellt sei. Dazu würden ihm die Erfahrungswerte fehlen. Warum er denn für seinen Weidling – der übrigens mit einem Elektromotor und Solarpaneelen angetrieben wird – diese Bauweise gewählt habe? «Um es auszuprobieren!» Aber das sei eben ein ganz anderes Schiff. «Der traditionell hergestellte Weidling lebt», sagt Urs Kohler, «man muss ihn zum Beispiel nach dem Überwintern verschwellen, damit er dicht ist. Den modernen Kahn mit dem Dreischichtholz können Sie einfach ins Wasser werfen und losfahren.» Aber da könne man ja dann ebenso gut einen Aluweidling kaufen: «Und ein solcher hält erst noch ewig.»
Gemäss dem aus Sperrholz angefertigten Modell werden Schablonen hergestellt, mit deren Hilfe dann die Bretter für das «richtige» Schiff zugeschnitten werden. Zurück zum Prototyp. Eine Woche dauert es etwa, bis das Holz gemäss den Schablonen zugeschnitten ist und alle Vorbereitungsarbeiten abgeschlossen sind, dann geht es an die Montage. «Die dauert dann noch einmal eine Woche. Oft arbeiten wir auch zu zweit.» Dann ist das Boot fertig. Grösstenteils besteht es aus Tannenholz, einzig die Hölzer für die Kettenringe an Bug und Heck, das sogenannte vordere und hintere Schoo, sind aus Eiche sowie die Spanten, an die die Beplankung der Bordwände geschraubt wird, und der Spiegel. So heisst das Brett, an dem der Benzinmotor befestigt wird. Vorne im Bug wird zu guter Letzt ein verschliessbarer Raum eingebaut, die Kiste, für all die Dinge wie Anker oder Schwimmwesten, die der Vorschrift gemäss, mitgeführt werden müssen.
Ein Herz für den Elektroweidling
Und dann ist es so weit: Der Kunde, der für das Schiff 12 000 bis 13 000 Franken hinblättern muss, sticht in See respektive befährt mit dem Kohler-Motorweidling-Prototyp zum ersten Mal den Rhein. Mit Kinderkrankheiten rechnet Urs Kohler nicht, denn schliesslich hat er schon über 100 Stachelweidlinge gebaut. Ob es allerdings dereinst einmal auch 100 Motorweidlinge sein werden, scheint dem so stark der Tradition verpflichteten Urs Kohler indes ungewiss: «Ich bin ein Elektrofan», sagt er, «und bin der Überzeugung: Elektroweidlinge mit Solarpaneel werden die Zukunft sein. Die sind super.»
Der Weidling: Geschichte und Gegenwart eines Typs
Uralt Der Weidling ist ein Flachboot, und diesen Bootstyp gibt es bereits seit über 5000 Jahren.
Verbreitung Der Weidling ist vor allem in der Schweiz, aber auch in Österreich und Deutschland auf Flüssen und Seen sehr beliebt und steht in vielfältigem Einsatz.
Verwendung Der Weidling wurde früher zum Warentransport benutzt, heute ist er ein Freizeitboot. Im Kanton Schaffhausen ist dieser Bootstyp geradezu ein Wahrzeichen auf dem Rhein. Aber auch die Seilfähren in Basel sind Weidlinge, ebenso die Donauzillen.
Dimensionen Ein klassischer Schaffhauser Stachelweidling ist rund 9 Meter lang und etwa 1,5 Meter breit und wiegt um die 400 Kilogramm.
Preis und Haltbarkeit Ein traditioneller Stachelweidling mit Eichenspanten und Tannenbeplankung kostet rund 10 000 Franken und hält 20 bis 30 Jahre.
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Die Verbindung verlangt eine Mutprobe
Seit 100 Jahren gibt es die Kantonsschulverbindung Munot. Die SN sprachen mit Carl J. Koch, Präsident des Altherrenverbandes, über Vergangenheit und Zukunft der abstinenten Gemeinschaft.
Schaffhauser Nachrichten, Region
Robin BlanckSN: Die Verbindung Munot wird 100 Jahre alt; Sie sind Präsident des Altherrenverbandes, also der ehemaligen Mitglieder. Wie geht es der Verbindung heute?
Carl J. Koch: Wir sind gerüstet für die nächsten 100 Jahre: Wir haben unser Rebhäuschen renoviert, einen neuen Weidling angeschafft, eine Verbindungsgeschichte geschrieben und neue Cantus-Prügel, unsere Gesangsbüchlein, gekauft. Sehr aktiv ist unser Altherrenverband, vor allem die Wandergruppe trifft sich regelmässig zu Ausflügen. Gemeinsame Aktivitäten organisiert auch der Altherrenvorstand. Und wenn es neue Fuxen, also Neumitglieder, gibt, werden die Traditionen an diese weitergereicht.Aktivmitglieder, also Kantonsschüler, hat die Verbindung momentan keine?
Das ist richtig, aber das kann sich jeden Moment wieder ändern: Wenn etwa ein Kantonsschüler Interesse bekundet, kommen meist weitere hinzu, und das Verbindungsleben flackert wieder auf.Was hat sich denn in den 100 Jahren des Bestehens verändert, was ist geblieben?
Früher war das Tragen eines Anzugs für Munötler Pflicht, aber das war zur Gründungszeit auch für Arbeiter normal. Das hat sich geändert. Früher war die Verbindung auch eher elitär: Meist besuchten nur Kinder reicher Familien die Kanti, heute ist das anders.Was ist denn geblieben?
Die Traditionen: einmal die reglementierten Abläufe der Treffen, dann auch die Einteilung in Burschen – die älteren Schüler, die für die Organisation zuständig sind – und Fuxen. Die Fuxen müssen auch heute noch den Burschen gehorchen und Lieder lernen. Aber auch der Knigge wird geprüft. Und: Die Burschen müssen versprechen, während ihrer zweijährigen Aktivzeit keinen Alkohol zu trinken. Für viele junge Männer ist das eine grosse Prüfung, denn sie müssen nein sagen und damit anders sein. Wer das schafft, hat diese Fähigkeit vielleicht später auch im Berufsleben.Diese Abstinenz – wichtiger Bestandteil seit der Gründung der Munotia – ist in einer Situation entstanden, als vor allem ärmere Schichten vom Alkoholismus stark betroffen waren. Ist das heute noch zeitgemäss?
Wenn man die heutigen Auswüchse betrunkener Jugendlicher betrachtet, muss man feststellen, dass sich die Situation kaum verändert hat. Da schadet es nichts, wenn junge Männer sehen, dass es für zwei Jahre auch ohne Alkohol geht. Die meisten unserer Altherren sind übrigens nicht abstinent.Mit bald 150 Jahren älteste Schaffhauser Verbindung ist die Scaphusia, die dem Alkohol – im Gegensatz zur Munotia – nicht abgeneigt ist. Wie ist heute das Verhältnis dieser beiden Verbindungen zueinander?
Die Munotia wurde ja als Protestbewegung zur Scaphusia gegründet – betrachtet man das Rot der Munötler, so ist das eigentlich die Komplementärfarbe zum Blau der Scaphusia. Aber trotzdem mag man sich bei allen Sticheleien natürlich sehr gern. Weil wir ja jetzt gerade keine Aktiven haben, sind auch die Scapher etwas traurig, weil sie niemanden zum Sticheln haben …Hat man sich denn je überlegt, die Abstinenz aus den Statuten zu streichen, um mehr Leute anzuziehen? Das Problem ist nicht die Abstinenz, sondern der Umstand, dass die Verbindung eine Art Mutprobe verlangt. Aber wenn plötzlich alles erlaubt wird, dann verliert die Verbindung ihre Eigenart. Viele Leute, die in der Verbindung waren, sind besondere Charaktere, vielleicht gerade weil sie es geschafft haben, zwei Jahre gegen den Strom zu schwimmen. Wir gehen lieber unter, als dass wir zu einem Jeder-kann-mitmachen-Verein mutieren.
Was passiert eigentlich, wenn ein Munötler beim Trinken erwischt wird?
In den Statuten ist das nicht geregelt. Ich persönlich interpretiere das so, dass die Mitglieder diese Angelegenheit untereinander gütlich beilegen sollten. Dennoch hat das immer wieder zu Auseinandersetzungen geführt, welche die Gruppe geteilt haben. Die Achillesferse der Munötler ist der Umgang mit der menschlichen Schwäche und nicht die Abstinenz.Sind Frauen bei der Munotia schon zugelassen?
Nein, auch wenn man sich Gedanken über eine gemischte Verbindung gemacht hat. Der heutige Vorstand will das nicht: Gerade während der Kantizeit ist das Interesse der jungen Männer am anderen Geschlecht gross. Wären auch Frauen in der Verbindung, würden sich dadurch unter Garantie amouröse Verstrickungen und Streitereien innerhalb der Gruppe ergeben.… aber Frauen sind als «Besen» ja durchaus an gewissen Aktivitäten beteiligt …
Ja schon, aber sie sind mehr oder weniger immer noch «extern». Ich persönlich bin der Meinung, dass es möglich wäre, den Vorstand davon zu überzeugen, die vorhandene Infrastruktur auch einer weiblichen Gruppierung zur Verfügung zu stellen, sofern diese die Werte der Munotia hochhalten würde und auch ausreichend gross wäre.Wie geht es mit der Munotia weiter?
Der jüngste Altherr hat die Kantonsschule letztes Jahr abgeschlossen, und ich gehe davon aus, dass wir Altherren in naher Zukunft von neugierigen Kantischülern kontaktiert werden und bald wieder eine neue Generation von Munötlern das Leben an der Kanti bereichert.Das Buch zum Jubiläum Schaffhausen im Spiegel der Studentenverbindung
Keine langfädige Vereinschronik, sondern ein munteres Werk hat sich die Verbindung Munot zum 100. Geburtstag geschenkt. Autor Michael Bührer gelingt es, die Geschichte der Verbindung mit leichter Feder zu erzählen. Nachdenkliches mischt sich mühelos mit lustigen Anekdoten, und fast nebenbei entsteht so eine kleine Schaffhauser Kulturgeschichte, die nicht nur für «Munötler» sehr aufschlussreich ist.
Gründung
Die Kantonsschulverbindung Munot kann als Spross der Abstinenzbewegung verstanden werden. Die Abneigung gegenüber dem Alkohol allein hätte vermutlich aber noch nicht zur Vereinsgründung gereicht, vielmehr war es die Liebe, die Kantonsschüler Fritz Rippmann v/o Storch beflügelte. Dieser hatte sich nämlich während eines Kuraufenthaltes im Tessin in eine junge Abstinenzlerin verliebt.
Rivalität
50 Jahre vor der Verbindung Munot, nämlich 1858, war bereits die dem Tranke eher zugeneigte Scaphusia gegründet worden. Diese begegnete der neuen Konkurrenz misstrauisch und zuweilen gar mit Hohn und Spott. «Ohne zu wollen», schrieb Fritz Rippmann, «wurden wir immer mehr in eine Kampfstellung hineinmanövriert und mussten für unsere Überzeugung einen Kampf führen». Erst viele Jahre später wurde das Verhältnis zwischen den Studentenverbindungen freundlicher.
Vereinsleben
Sehr bunt wird im «Munot»-Buch das Vereinsleben geschildert. Neben den regelmässigen Treffen in der «Bude», den intellektuellen Auseinandersetzungen, der Organisation von kulturellen Anlässen und den Ausflügen mit den Freundinnen («Besenbummel») liest man auch von zahlreichen mehr oder weniger harmlosen Streichen – mit zum Teil prominenter Beteiligung. Berühmt-berüchtigt waren auch die lauthals vorgetragenen «Ständchen», die manch entnervten Vater einer Angebeteten zum Wassereimer oder Blumentopf greifen liessen.
Das Buch
Auf 107 Seiten hat Germanistikstudent Michael Bührer v/o Pol die bewegte Geschichte der Verbindung Munot zusammengefasst. Das Buch ist reich illustriert; mit Altherren-Präsident Carl-Jürg Koch v/o Freak war ein Spezialist für Layout und Aufarbeitung der Fotos verantwortlich. «Hundert Jahre Verbindung Munot» kann übers Internet für 30 Dollar bestellt werden, und zwar bei www.lulu.com. (sst)
Jubiläumsstiftung soll Leistungswillen belohnen
Der beste Abschluss eines jeden Jahrganges wird künftig mit 1000 Franken honoriert.
«Wie zeigt man seine Dankbarkeit dafür, dass wir 100 Jahre an der Kantonsschule geduldet waren?», fragte Richard Ronner, früherer Altherrenpräsident der Kantonsschulverbindung Munot. Und natürlich hatte er eine Antwort auf diese Frage: Aus einer anlässlich des Jubiläums neugeschaffenen Stiftung soll künftig jeweils der beste Maturand oder die beste Maturandin eines Jahrganges 1000 Franken erhalten. Ziel sei es, den Leistungswillen auszuzeichnen: «Es sind die Leistungen einzelner, welche die Gesellschaft weiterbringen», sagte Ronner und verwies auf die bekannten Schaffhauser Pioniere Heinrich Moser und J. C. Fischer, welche sich um ihre Heimatstadt verdient gemacht haben. Und: Wer den Preis erhalten hat, darf auch zinslose Studiendarlehen bei der Stiftung beantragen. Diese Möglichkeit steht ebenso den Mitgliedern der Munotia offen, und auch die beste Matur eines Mitgliedes wird ausgezeichnet.
Feierlich überreicht – und zwar begleitet vom Applaus der zahlreich erschienenen Kantonsschüler – wurde die Stiftung gestern morgen im Beisein von über 20 Altherren in der Kantonsschulmensa. (rob)